Vom Schreiben leben

Vom Schreiben leben – geht das?

Diese Frage wird immer und immer wieder gestellt. Meine Standardantwort lautet dann: es kommt darauf an. Darauf, wie du leben willst. Denn pauschal lässt sich das gar nicht beantworten.

Das, was Menschen jeden Monat zum Leben brauchen, kann sich gravierend unterscheiden.

Lebst du allein oder mit einem selbstständigen Partner oder einer Partnerin, am Stadtrand vielleicht, ohne Auto und ohne die Sehnsucht, in absehbarer Zeit weite und kostspielige Reisen zu unternehmen, kannst du mit einem relativ bescheidenen Einkommen ein gutes Leben haben. Du und dein Schreibtisch in friedlicher Stille, schreibend und arbeitend. Das kann sehr erfüllend sein und macht nur wenige monatliche Investitionen notwendig.

Ganz anders sieht es aus, wenn du mit deinem Einkommen eine vierköpfige Familie samt Hund ernähren willst, wenn du mit der Familie ab und an in die Ferien fahren und deinen Kindern etwas von der Welt zeigen willst, gern mit Freunden Essen gehst oder mit den Kids ins Kino. Hier sind wir ganz schnell in einer ganz anderen Dimension, was das Geld angeht, das du mit deinem Schreiben erwirtschaften musst.

Wenn du vom Schreiben leben willst, kann das also bedeuten, dass du am Monatsende 1.000, 2.500 oder 4.000 Euro oder sogar mehr in der Tasche haben solltest. Das sind umgerechnet ziemlich viele verkaufte Bücher.

Kann man vom Bücherschreiben leben?

Vom Bücherschreiben allein zu leben ist nicht unmöglich, aber schwierig. Natürlich gibt es richtig erfolgreiche Autoren und Autorinnen, die regelmäßig jeden Tag ein paar hundert Exemplare ihrer Romane oder Sachbücher absetzen. Aber wenn du mal genau hinschaust, stellst du vielleicht fest, dass auch die oft nicht nur ihre Bücher schreiben und verkaufen, sondern Einnahmen noch aus verwandten Bereichen generieren.

Wer vom Schreiben lebt, tut das oft auf vielfältige Weise

Schau dir die Websites besonders erfolgreicher Autoren und Autorinnen und ihre Bücher an. Du wirst oft feststellen:

Einige dieser Bücher werden in mehrere Sprachen übersetzt – das gibt Tantiemen.

Für einige Bücher konnten die Film- bzw. Fernsehrechte verkauft werden – das gibt auch mal eine größere Summe auf einen Schlag.

Autoren und Autorinnen veranstalten Lesungen – dafür werden sie in der Regel bezahlt

Einige arbeiten als Lektor oder Lektorin – auch dafür gibt es Honorare.

Einige – und das sind nicht wenige – geben Schreibkurse, sind Universitätsdozenten und -dozentinnen, veröffentlichen Schreibratgeber – sie teilen ihr Wissen und bekommen so auch zusätzliche Einkünfte.

Einige arbeiten nebenbei als literarische Übersetzer – auch hier gibt es Honorare und unter Umständen wieder Tantiemen für Neuauflagen.

Wie lässt sich sonst noch mit Schreiben Geld verdienen?

Bist du noch nicht so weit, die Film- und Fernsehrechte für dein Buch verkaufen zu können? Keine Sorge, das geht den meisten von uns so.

Wenn du trotzdem vom Schreiben leben willst und du mit dem Romanschreiben noch nicht genug verdienst, suchst du vielleicht auch noch nach anderen Wegen, wie du fürs Schreiben bezahlt werden könntest.

Hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt, deine Fähigkeiten in den Dienst anderer zu stellen, Texte für Webseiten oder Produkte zu schreiben? Storytelling beschränkt sich ja nicht nur auf Belletristik.

Hier an Aufträge zu gelangen, ist nicht ganz einfach, wenn dich und deine Fähigkeiten noch niemand kennt. Zumal viele Unternehmen gern die vielen Crowdworking-Plattformen nutzen und gar nicht mehr einzelne Aufträge vergeben.

Crowdworking – kleine Aufträge für kleines Geld

Falls du nicht genau weißt, was das ist: Crowdworking-Plattformen bringen Auftraggeber mit Freelancern zusammen, meistens aus den Bereichen Text oder Grafik/Design. Aufträge werden dabei in kleine und kleinste Einheiten heruntergebrochen – Ausnahmen gibt es – sodass viele so genannte Crowdworker oder Clickworker an einem Auftrag arbeiten, ohne voneinander zu wissen.

Crowdworking-Plattformen kommen und gehen, einige existieren schon länger, andere werden immer mal wieder umbenannt wie oDesk/elance, die inzwischen unter Upwork.com zu finden sind.

Einige diese Plattformen habe ich selbst mal irgendwann ausprobiert, es gibt aber ganz viele und – wie gesagt: das wechselt ständig. Die folgende Auswahl ist daher weder vollständig noch repräsentativ, gibt aber einen kleinen Eindruck von der großen weiten Welt des Lohnschreibens.

Clickworker.com gibt es seit 2005, Textbroker.de ist ebenfalls seit 2005 mit Angeboten für Texter*innen unterwegs. Textmaster.com bietet seit 2011 Aufträge für Texte, Lektorat und Übersetzung unterschiedlichster Art an. Ziemlich neu ist yes-sir.com – hier sind vor allem Übersetzungen gefragt, das Honorar kannst du selbst festlegen. Da die Plattform neu ist, gibt es aber noch nicht allzu viele Angebote.

Allen Plattformen gemein ist, dass am Anfang ein Test steht, in dem deine Fähigkeiten überprüft werden, oder du musst Ausbildungsnachweise einreichen. Bei Clickworker und Textbroker ist der Verdienst festgelegt – und er ist nicht hoch. Um einen überhaupt nur halbwegs annehmbaren Stundenlohn zu erarbeiten, ist schnelle Recherche und schnelles Schreiben nötig – und etwas Geschick: welche Schreibaufträge lohnen sich, welche nicht? Ich bin mit mittellangen Aufträgen am besten gefahren. Das bewahrte mich davor, alle paar Stunden nach neuen Aufträgen zu suchen und neu recherchieren zu müssen, belegte aber auch nicht zu viel Zeit.

oDesk/elance ->Upwork.com – mehrfach umbenannt, gibt es seit rund 20 Jahren. Internationale Job-Vermittlung auf verschiedenen Ebenen. Hier habe ich eine Weile Übersetzungs, Schreib- und Rechercheaufgaben übernommen. Nachteil: Die Bezahlung muss mit jedem Auftraggeber verhandelt werden, und die Konkurrenz aus anderen Ländern kann oft günstiger arbeiten – die Kaufkraft des Euro oder Dollar ist nicht überall gleich. Und oft werden ausführliche Bewerbungen samt Arbeitsproben für Projekte mit kurzer Laufzeit verlangt, was verlorene Zeit ist, wenn sich daraus kein Auftrag entwickelt, weil – eben jemand anders ein günstigeres Angebot gemacht hat. Preisdumping aber hinterlässt ein ungutes Gefühl: Niemand will seine Arbeit unter Wert verkaufen und damit dauerhaft die Preise kaputtmachen. Vorteil: Es kann interessant sein. Ich habe unter anderem Recherchen und Texte für einen Makler aus den USA geliefert, der für seine Klientel Schlösser in Europa suchte, und es entwickelte sich eine (vorübergehende) feste Zusammenarbeit mit einem rumänischen Übersetzungsbüro. Bis es so weit ist, gute, auch längerfristige Aufträge zu finden, sind viele oft vergebliche Stunden mit Bewerbungen und Verhandlungen nötig. Muss man mögen 😊 Und – machen wir uns nichts vor: so zu arbeiten kann immer nur eine Zwischenlösung sein. Das ist modernes Tagelöhnertum.

Transparente Zahlweise ist wichtig

Bei allen Nachteilen, die diese Crowdworking-Plattformen bieten – ihnen ist gemeinsam, dass es transparente Bezahlung gibt, die – auch wenn es oft nicht viel ist – über die Plattform abgewickelt wird und absolut zuverlässig erfolgt.

Etwas anders sieht das aus bei Plattformen, die nicht mit festen Honoraren, sondern mit Gewinnbeteiligung arbeiten. Als Beispiel nenne ich hier babelcube.com. Bei babelcube können Autor*innen ihre Werke einstellen und übersetzen lassen. Was zunächst wie eine gute Lösung für beide aussieht – immerhin werden potenzielle Auftraggeber mit potenziellen Auftragnehmern zusammengebracht – hat einige schwerwiegende Nachteile. Für Autor*innen, die für mehrere Jahre einen Teil der Rechte an ihren Werken abgeben, für Übersetzer*innen, die nicht direkt für ihre Arbeit bezahlt werden. Denn: für die Übersetzer*innen gibt es lediglich eine Gewinnbeteiligung, und zwar am Buchverkauf. Nun wissen wir, die wir selbst schreiben, dass die Verkaufszahlen einzelner Bücher zwar durchaus hoch sein können, dies ist aber keineswegs die Regel sein muss (siehe demnächst in meinem nächsten Blogartikel, in dem es darum gehen wird, wie man einen Bestseller schreibt …). Soll heißen: Viel Arbeit, vielleicht sogar wochenlang, für möglicherweise kein oder sehr wenig Geld. Mein Rat daher: Vorsicht bei Jobs mit Gewinnbeteiligung – wenn es dumm läuft, hast du umsonst gearbeitet!

Fazit: Vom Schreiben leben ist möglich, wenn der Beruf des Autors bzw. der Autorin als Gesamtpaket gesehen wird. Das Bild des Autors, allein im Arbeitszimmer vor sich hin tippend, das der Autorin, die in einem Straßencafé ihren neuesten Roman schreibt, stimmt ebenso wenig wie das der umschwärmten Prominenten, die von Preisverleihungen zu Cocktailparties gehen und ihre Bestseller lobpreisen lassen. So wie auch Buchhaltung, Marketing und die Beschäftigung mit dem richtigen technischen Equipment zum Berufsbild gehören, wird die Arbeit des Autors/der Autorin von vielen Randbeschäftigungen begleitet. Und mit dem Gesamtpaket lässt sich durchaus auch der Lebensunterhalt bestreiten. 😊

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