Schreibblockaden

Schreibblockaden können einem das Leben schwer machen. Da ist der Wunsch – nein, das Bedürfnis, endlich den neuen Artikel in Angriff zu nehmen, das Buch voranzubringen, die Schlussszene zu schreiben. Und was passiert? Nichts.

Du starrst auf den Bildschirm, die Finger schweben über der Tastatur, aber es bewegt sich nichts. Kein Finger, kein Cursor.

Und nun?

Kein Zweifel: Du erlebst eine Schreibblockade.

Was ist eine Schreibblockade?

Eine Schreibblockade bezeichnet die Unfähigkeit zu schreiben. Nicht generell, den Einkaufszettel wirst du schon noch zu Papier bringen, aber die Schreibblockade hindert dich daran, deinen Text, den einen, an dem du gerade arbeiten sollst, weiterzuschreiben.Und das Schlimme dabei ist: fühlt sich das zu Anfang noch an wie eine kleine Barrikade, die zwischen dir und deiner Geschichte steht, weitet sie sich, je länger du auf das leere weiße Rechteckt starrst, zu einer wahrhaftigen Straßensperre inklusive Betonpollern aus – je größer der Druck, desto stärker der Zwang, etwas schreiben zu müssen – und desto massiver die Blockade. Warum das so ist, Ist klar: Druck presst Materie zusammen, und je größer der Druck, desto massiver und undurchdringlicher wird sie, werden viele kleine Einzelteile zu einem Berg zusammengeschoben, bis dahinter nichts mehr zu sehen und die Mauer zwischen dir und deinem Text undurchdringlich ist.

Eine solche Blockade, auch “Die Angst vor dem leeren Blatt” genannt, beschränkt sich nicht auf das Schreiben allein, der horror vacui, die Angst vor der Leere, ist aus den unterschiedlichsten Bereichen bekannt. In ganz seltenen Fällen ist die Angst vor dem Anfang oder – das gibt’s auch – die Angst vor dem Vollenden eines Projekts ein Anlass, eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, in der Regel aber liegen die Gründe ganz woanders und sind, abgesehen von der Tatsache, dass sie wichtige Dinge verhindern, harmlos.

Gründe für eine Schreibblockade

Der häufigste Grund für eine Schreibblockade ist dieser: Es stimmt etwas nicht im Plan.

Glaube mir, das kenne ich. Allerdings weiß ich inzwischen aus Erfahrung, woran es liegt: Die Geschichte funktioniert so, wie ich sie angefangen habe, einfach nicht, und ich muss korrigieren, wenn ich nicht stundenlang das weiße Rechteck auf dem Monitor anstarren will.

Vielleicht habe ich in zu großen Schritten geplant, vielleicht funktioniert das Zusammenspiel der Charaktere nicht richtig, vielleicht hat die Handlung einen Logikfehler. Oft ist es einem selbst gar nicht bewusst, aber tatsächlich geht es deshalb nicht weiter beim Schreiben, weil es nicht weitergehen kann: An irgendeiner Stelle im Entwurf steckt der Wurm drin, und die stets aufmerksame Intuition ahnt das längst, während du dich noch dagegen stemmst – könnte das doch bedeuten, nochmal umzuschreiben, die vielen Stunden Arbeit, die in deinem Buch stecken, könnten umsonst gewesen sein. Das kann schon mal blockieren – schließlich wollen wir ja weiterkommen mit unseren Geschichten.

So etwas festzustellen, ist nicht schön. Aber handhabbar. Wenn ich erkannt habe, dass es nicht eine geheimnisvolle Macht ist, die mich am Schreiben hindert, sondern einfach die Tatsache, dass es einen Fehler im System gibt, hat das allein oft schon etwas Beruhigendes: Ich kann den Störfaktor benennen. Und dann kann es ungemein befreiend sein, sich dieser Aufgabe zu stellen und den Text durchzugehen, bis die Stelle gefunden ist, an der der Bruch sitzt. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn der Knoten platzt und es endlich wieder vorangeht!

Der andere Grund: Du willst zu viel

Zu viel Perfektion, zu viele kritische Stimmen im Kopf. Du siehst deine potenziellen Leser und Leserinnen vor dir und bist besorgt: Ist das überhaupt gut, was ich da schreibe? Wird es irgendwem da draußen gefallen? Was, wenn niemand das mag? Soll ich dann überhaupt weiterschreiben? Lohnt sich das überhaupt? Wozu die ganze Mühe, wenn es am Ende doch niemandem gefällt?

Und was ist, wenn doch?

Zweifel gehören zu jeder herausfordernden Aufgabe – wer nichts wagt, entwickelt sich nicht weiter. Und das Schreiben eines Textes, eines ganzen Buchs gar gehört mit Sicherheit zu den herausfordernden Aufgaben. Jeder Mensch, der etwas Neues beginnt, kennt diese Zweifel – und wer schreibt, ist ja ständig damit beschäftigt, sich Neues auszudenken. Zweifel sind Teil unseres Alltags. Und die sind wichtig: Nur wenn wir immer wieder unsere Arbeit in Frage stellen und uns nicht für perfekt halten, können wir besser werden. Auch in unserem Schreiben.

Lass dich von deinen Zweifeln nicht einschüchtern!

Die Kunst besteht darin, sich nicht davon einschüchtern zu lassen, sondern die Zweifel anzunehmen. Sie sind Teil des kreativen Prozesses. Jeder Schauspieler, jede Musikerin kann davon ein Lied singen: Das Lampenfieber ist auch beim hundertsten Bühnenauftritt noch da. Es gehört dazu..

Was hilft bei einer Schreibblockade?

Schreib dich warm!

Schreib einfach. Nicht an deiner Geschichte. Schreib irgendwas. Schreib auf, was du in der Nacht geträumt hast, schreib, was du für den Tag geplant hast. Damit schreibst du dich warm und kommst in den Fluss. Gelernt habe ich das in ganz anderem Zusammenhang: wenn ich Vorträge gehalten habe.

Je nach Situation hatte ich da mal mehr, mal weniger Lampenfieber. Mein Mittel dagegen: Als Vortragende war ich natürlich immer die Erste vor Ort, und so konnte ich schon mal mit den ersten eintreffenden Zuhörern die ersten Worte wechseln – woher sie kamen, wie ihr Weg zum Veranstaltungsort gewesen war, wie sie zu dem Thema gekommen sind – kleine Plaudereien. Aber wenn es dann richtig losging und ich mit dem Vortrag anfangen sollte, war mein Lampenfieber längst weg. ich schon so im Redefluss, dass ich mühelos eine Stunde über alles hätte reden können – mit oder ohne Konzept 😉 Ich hatte mich warmgeredet. So ähnlich funktioniert das auch beim Schreiben: Schreib einfach. Irgendwann bist du so im Schreibfluss, dass es auch mit deiner Geschichte weitergeht..

Wechsle das Medium

Eine Methode, die sich auch bewährt hat, ist, ein anderes Medium zu benutzen. Wenn du mal wieder vor dem Bildschirm sitzt und du partout keine Idee hast, wie es weitergehen soll, dann klapp den Laptop mal zu. Nimm Papier und Stift und schreib ein paar Ideen für das nächste Kapitel auf. Oder sprich ein paar Stichwörter für die nächsten Sätze in dein Smartphone. Meistens beschränkt sich das Gefühl der Leere und der Unfähigkeit, auch nur einen Finger zu heben, auf das eine Gerät, mit dem du immer schreibst – also meistens PC oder Laptop. Wenn du auf ein anderes Medium zugreifst, arbeitet dein Kopf anders, und du fühlst dich weit weniger gehemmt und findest wieder Zugang zu deinen Ideen. Probiers mal aus.

Überarbeite deinen Text

Wenn du an einer Stelle im Text feststeckst und der Fehler nicht in der Struktur liegt, dann geh deinen Text noch einmal durch. Feile an den Sätzen, an den Ausdrücken. Fang ganz vorne an oder mit dem vorherigen Kapitel. So kommst du wieder in den Erzählfluss und verlierst nicht den Anschluss an deine Geschichte..

Bleib im Thema und schau Film oder Serien.

Wenn ich überhaupt keinen Sinn fürs Schreiben habe, dann sehe ich nach, ob es irgendetwas zum Ansehen gibt, das mit meinem Thema zu tun hat. Als ich an dem ersten Australienroman schrieb, hab ich mir zwischendurch ein paar Dokumentationen und eine Krimiserie angesehen, die im Outback spielt. Hat überhaupt nichts mit meinem Roman zu tun, aber ich bleibe in der Stimmung des Settings, sehe die Landschaft, höre die Klangfarbe der Sprache und kann mich entspannen bei dem Gefühl, zwar nichts geschrieben, aber durchaus etwas für meine Geschichte getan zu haben.

Etwas langfristiger: Bau Schreibroutinen auf

Etwas mehr  Zeit erfordert der Aufbau einer Schreibroutine. Schreib jeden Tag ein bisschen was. Jeden einzelnen Tag. Egal was, egal wie viel, egal, ob du es später wieder löschen musst oder tatsächlich etwas Brauchbares dabei herauskommt. Mach es einfach. Hilfreich kann es sein, eine bestimmte Tageszeit dafür auszusuchen und sich eine bestimme Anzahl an Wörtern vorzunehmen. Mach das regelmäßig. Wenn du, sagen wir, 1000 Wörter am Tag schreiben willst und mal nur auf 500 kommst, dann versuch, am nächsten und übernächsten Tag etwas mehr zu schreiben. Nimm dir nicht zu viel vor, fang lieber klein an, und wenn du merkst, das schaffst du locker, dann plane größer 😊.

Such dir einen Schreibbuddy

Vielleicht bist du vernetzt mit anderen Menschen, die schreiben? Dann versuch einmal diese Methode: Such dir jemanden, mit dem du deine Schreibroutine zusammen erledigst – einen Schreibbuddy. Ihr müsst nicht am selben Ort sein. Ihr könnt euch über irgendein Chatfenster zusammenschließen und euch regelmäßig zweimal die Woche zwei Stunden (oder so) zusammensetzen und zwischendurch austauschen – gemeinsam schreibt es sich manchmal leichter..

Such dir eine Schreibgruppe

Manchmal hilft es auch, sich regelmäßig mit einer Gruppe anderer Schreibender zum Austausch zu treffen – einmal im Monat, zweimal im Monat, das kommt ganz darauf an. Der feste Termin, zu dem du etwas von deinem Text vorstellen darfst und solltest, hilft oft, dranzubleiben und dein Projekt weiterzubringen. Einfach zu schreiben. Du willst ja nicht beim nächsten Treffen mit mit leeren Händen bzw. Blättern dastehen und die anderen enttäuschen – eine Schreibgruppe lebt davon, dass alle mitmachen! 😉. Probier es aus! Der Austausch in einer kreativen Gruppe kann sehr bereichernd sein!

Das waren nur ein paar Möglichkeiten, Schreibblockaden zu überwinden. Es gibt noch viel mehr – weil das in schwächerer oder heftiger Form fast alle mal trifft, die schreiben. Vielleicht regen dich diese Tipps auch an, deinen eigenen Weg zu entdecken, um die Angst vorm leeren Blatt zu überwinden. Es gibt einen, das ist sicher!

Kommentar verfassen

Consent Management Platform von Real Cookie Banner
%d Bloggern gefällt das: