Kein Sachbuch ohne Buchkonzept? Wirklich? Ja! Die Arbeit an einem Buch fängt lange vor dem ersten Satz an. Das gilt für jedes Buch, vor allem aber für Sachbücher. Ohne ein gutes Konzept bleibt dein Buch nur ein Wunschprojekt.
Was ist überhaupt ein Buchkonzept?
Mit einem Konzept wird aus einer Vision ein Produkt, und so funktioniert auch ein Buchkonzept: Aus deiner Idee wird ein Buch.
Stell dir ein Buchkonzept vor wie eine Folge von Stationen, die den Weg markieren von deinem Wunsch, etwas zu schreiben, bis zum fertigen Sachbuch. Du gehst Punkt für Punkt an deinem Konzept entlang, und wenn du alle Stationen durchlaufen hast, hältst du dein druckreifes Produkt in Händen.
Klingt logisch, oder? Was aber bedeutet das in der Praxis?
Der Reihe nach.
Was ist ein Sachbuch?
Ganz grob gesagt: ein Sachbuch ist das, was nicht zur Belletristik gehört oder Fachbuch ist, also so ziemlich alles außer Romanen, Gedichtbänden oder den Büchern, die ausschließlich im Studium oder zur beruflichen Weiterbildung genutzt werden.
Typische Sachbücher sind Ratgeber, Erfahrungsberichte, Biografien, Nachschlagewerke, Anleitungsbücher, Reiseführer – ein Buch über das Sammeln alter Kaffeemühlen fällt ebenso darunter wie ein Reisebericht über eine Radwanderung im Himalaya oder ein Buch über Erfahrungen bei der Sterbebegleitung.
Ein Sachbuch ist für Nicht-Fachleute. Für Menschen, die sich freiwillig mit einem Thema beschäftigen wollen, nicht, weil sie durch Ausbildung oder Beruf dazu gezwungen sind. Was nicht bedeutet, dass ein Sachbuch nicht auch von Menschen aus beruflichem Interesse gelesen wird.
Ein gutes Sachbuch ist perfekt für den Einstieg in ein neues Thema. Es kann einen Eindruck vermitteln und ermöglicht ein Kennenlernen, ohne dass die Leser und Leserinnen sich mit sämtlichen Fachbegriffen und allen Details abmühen müssen.
Auch Fachleute lesen Sachbücher. Aus genau diesen Gründen: zum Kennenlernen, um sich dann zu entscheiden, ob es lohnend ist, sich eingehender mit dem jeweiligen Thema zu beschäftigen. Die Physiotherapeutin überlegt vielleicht, bei der Renovierung ihrer Praxis Farblehren zu berücksichtigen, der Musiklehrer besorgt sich ein Buch über Tap Dance, weil er gerade eine Unterrichtseinheit plant, zu der das passen könnte. Der Unterschied zum Fachbuch ist die Art, wie das Buch geschrieben ist: Das Sachbuch sollte für jeden verständlich sein, der sich für das Thema interessiert. Ein Buch über Palliativmedizin, das sich an Menschen aus medizinischen und Pflegeberufen, ist anders aufgebaut als eines, das sich an Angehörige schwerstkranker Menschen richtet.
An alledem kannst du erkennen: Der Anspruch an ein Sachbuch ist hoch. Bei einem Roman wissen alle: Das ist erfunden. Wenn du ein Sachbuch veröffentlichst, geht es um Tatsachen. An denen wollen andere Menschen sich orientieren. Sie wollen in deinem Buch Tipps und Ratschläge finden und von deinem Wissen profitieren. Aus deinen Erfahrungen lernen. Das Fundament eines Sachbuchs, auf dem alles aufbaut, das sind Fakten. Und die müssen stimmen.
All diese Fakten kennst du aus dem Effeff. Du bist die Expertin, der Fachmann für dein Thema. So bist du ja überhaupt auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben. Weil du dich auf deinem Gebiet richtig gut auskennst und dein Thema mit anderen teilen willst. In einem Ratgeber. Oder in einem Erfahrungsbericht, oder weil du findest, dass dein Fachgebiet viel zu wenig bekannt ist und du es einer breiteren Masse vorstellen willst. Die Frage ist nun: wie schreibt man ein gutes Sachbuch? Die Antwort lautet: Mit guter Vorbereitung. Und da kommt das Buchkonzept ins Spiel. Am Anfang eines guten Sachbuchs steht immer die Entwicklung eines Buchkonzepts. Und da lautet der erste Punkt:
Finde dein Thema
Das klingt jetzt erst mal ganz einfach. Dein Thema ist Yoga. Kindererziehung. Pflanzenheilkunde. Was auch immer. Das, was dich beschäftigt. Das, wofür du brennst. Das, worüber andere unbedingt viel mehr wissen sollten. Deswegen willst du ja darüber schreiben.
Schon klar, aber bleiben wir doch mal bei den Beispielen Yoga, Kindererziehung und Pflanzenheilkunde. Was davon ist das Thema für dein Buch? Yoga ist eine Lehre, die es seit Jahrhunderten gibt – welcher Teil davon gehört in dein Buch? Willst du erzählen, wie du durch Yoga gelernt hat, mit wenigen, zielgerichteten Übungen einem überfordernden Alltag entspannt entgegenzusehen? Oder willst du konkrete Übungen beschreiben und abbilden? Willst du Eltern von Teenagern Empfehlungen an die Hand geben oder Lehrkräfte an Grundschulen mit Spieletipps unterstützen? Willst du darüber schreiben, welche Heilpflanzen in jedem x-beliebigen Garten zu finden sind, oder berichten, wie Heilkräuter deinen Genesungsprozess bei einer schweren Krankheit unterstützt haben?
Du siehst, ein Thema einzugrenzen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klarheit. Bei jedem Sachgebiet sind die Möglichkeiten schier unendlich. Wenn du herausgefunden hast, was davon du in deinem Buch aufgreifen willst, dann hast du dein Thema schon ganz gut umrissen. Noch etwas genauer wird es, wenn du für dich die nächste Frage beantwortest.
Was sind deine Ziele?
Die Idee zu deinem Sachbuch hat ihren Ursprung in dir. Sie ist entstanden aus dem Wunsch, etwas zu bewirken. Was genau soll dein Buch bewirken?
- Willst du in einem Sachbuch dein Herzensprojekt vorstellen, weil viel zu wenig Menschen es kennen?
- Möchtest du andere Menschen teilhaben lassen an dem, was du mit deinem Thema erlebt hast?
- Willst du anderen Menschen Anleitungen an die Hand geben, Tipps und Ratschläge, wie es ihnen besser gehen kann oder wie sie bestimmte Dinge vermeiden können, damit es ihnen gar nicht erst schlecht geht? Anderen helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern?
- Möchtest du dich als DIE Expertin, DEN Fachmann auf deinem Gebiet zeigen? Um auf diese Weise eine größere Reichweite für dein Business zu erreichen?
- Möchtest du das eine, ultimative Nachschlagwerk für dein Thema schaffen?
- Willst du auf politische oder gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen?
Je klarer du erkennst, was dein Ziel ist, desto besser kannst du dich auf bestimmte Aspekte deines Themas konzentrieren und entscheiden, wie breit gefächert oder wie eng gefasst du dein Sachbuch angehen willst. Und wie du über den nächsten Punkt entscheidest:
Welches Wissen willst du teilen?
Du kennst dich super aus und hast jede Menge Erfahrungen auf deinem Gebiet. Du trägst die Idee zu deinem Buch schon lange mit dir herum. Du hast das alles gelernt, erlebt, hast nochmal recherchiert und bist jetzt bereit, mit deinem gesamten geballten Wissen, mit all deinen Erkenntnissen nach außen zu gehen.
Hast du dir überlegt, wie viel von alldem du erzählen willst?
Wenn du in Zusammenhang mit deinem Thema Kurse gibst, Coaching anbietest, wenn es dein Beruf ist, etwas für Menschen zu tun – egal, ob es darum geht, eine Spüle fachgerecht einzubauen oder darum, Rückenschmerzen vorzubeugen oder eine Reise zu planen – dann willst du vermutlich eher im persönlichen Kontakt in die Tiefe gehen. Dein Buch wird da nur einen Teilbereich abdecken. Welcher könnte das sein? Wo ziehst du die Grenze zwischen allgemeiner Information und deinem Spezialwissen, das du lieber in deinem Kursprogramm vermitteln willst oder in Kundengesprächen? Hier klar zu sein, kann ein wichtiger Punkt in der Vorbereitung für dein Buch werden.
Aber auch, wenn du kein Coach bist, nicht lehren willst und dein Job nicht in der Beratung liegt – wenn du etwas erlebt hast, das du teilen willst – sagen wir, du hast eine Krankheit überstanden, oder vor einiger Zeit eine ganz besondere Reise unternommen – solltest du dir in der Vorbereitung zu deinem Buch überlegen, wie viel du von dir und deinem persönlichen Leben preisgeben willst. Wie viel müssen deine Leserinnen und Leser wissen, um dein Geschichte zu verstehen? Wo ziehst du die Grenze zu persönlichen, privaten Bereichen, die du nicht teilen willst?
Je nachdem, welchen Zweck du mit deinem Buch erreichen willst, solltest du hier gut vorbereitet in dein Schreiben gehen.
Der nächste Punkt hilft dir, genauer zu erkennen, was in dein Buch gehört und was du weglassen kannst.
Lerne deine Wunschleser und -leserinnen kennen
Wunschleser*innen – wer ist das? Das sind Menschen, die sich für dein Thema interessieren. Und Menschen, die du neugierig machen willst auf dein Thema. Deine potenziellen Leser und Leserinnen. Wer aber gehört dazu?
Hast du da schon klare Vorstellungen, oder bist du noch unsicher? Dann kommt hier der richtige Zeitpunkt, um zu klären, wer dazu gehören könnte.
Wen willst du mit deinem Buch ansprechen?
Möglichst viele Menschen, sicher – aber die richtigen müssen es sein!
Du wirst nie alle Menschen erreichen können, auch wenn dein Thema vielleicht für jeden wichtig wäre. Wer sich nicht für gesunde Ernährung interessiert oder sich darüber schon ausgezeichnet informiert fühlt, den wirst du mit keinem noch so klug und unterhaltsam geschriebenen Buch erreichen. Natürlich ist es gut, möglichst viele Leser und Leserinnen anzusprechen. Aber eben nicht alle x-Beliebigen. Sondern die, von denen du sicher sein kannst, dass sie sich für dein Thema interessieren. Je mehr du also über deine potenziellen Leser und Leserinnen weißt, desto besser. Diese Gruppe muss nicht riesig sein. Wenn du versuchst, zu viele mögliche Leser*innen anzusprechen, dann läufst du Gefahr, dein Thema zu verwässern. Die Erfahrung zeigt, dass es besser ist, eine bestimme Nische zu besetzen und genau hier die Interessenten und Interessentinnen abzuholen. Immer vorausgesetzt natürlich, es gibt überhaupt Menschen, die sich in dieser Nische aufhalten. Aber wenn du herausgefunden hast, wie deine Wunschleser*innen ticken, warum sie sich für dein Thema interessieren, welche Voraussetzungen sie mitbringen, wo und wie sie leben und was ihnen wichtig ist, dann solltest du ein ziemlich klares Bild haben von den Menschen, für die du dein Buch schreiben wirst, und kannst dich intensiv mit Form und Inhalt beschäftigen.
Mehr zu Form und Inhalt schreibe ich im nächsten Blogartikel, wo es mehr Tipps für dein Sachbuch gibt!
Du kannst mich als Schreibcoach dazuholen, und wir entwickeln gemeinsam dein Buchkonzept, denn das Wichtigste im Sachbuch ist eine gute Vorbereitung. In der Schreibberatung helfe ich dir bei allem, was zum Schreibprozess gehört, so dass du dich ganz auf dein Fachwissen konzentrieren kannst.
Wenn du dazu Fragen hast, dann schreib mir per Mail an emma.b.sommerfeld@gmail.com oder nutze das Kontaktformular gleich hier unten.